Profanplastiker
Der große Umschwung: Gasser als Profanplastiker, 1864 - 1868
Nach Vollendung der Arbeiten für die Altlerchenfelder Kirche gab Josef Gasser, die kirchliche Richtung auf und blieb ohne Beschäftigung. Er beschäftigte sich in dieser Zeit mit Plänen für Bildhauerarbeiten zur Verschönerung des Stadtbildes, ohne jedoch in diesem Bereich Aufträge zu bekommen.
Es ging Gasser sehr schlecht in diesen Monaten, seine körperliche und seelische Gesundheit war stark angegriffen.
Als er 1864 vom Kaiser Max von Mexico nach Miramare berufen wurde, um für sich und seiner Gemahlin Büsten nach der Natur zu modellieren und in Marmor auszuführen, bedurfte es der ganzen Überredungskünste seiner Freunde, ihn dazu zu bewegen, diese einmalige Gelegenheit zu nutzen.
DIE MARMORBÜSTE der Kaiserin Charlotte befindet sich in Mexico im Museo des Historia, das in Schloß Chapultepec untergebracht ist ;
über den Verbleib der MAXIMILIAN-BÜSTE konnte nichts in Erfahrung gebracht werden.
Da die Arbeiten von Gasser sowohl in Mexico als auch in Wien Gefallen gefunden haben ernannte Kaiser Max am 26. Februar 1866 Josef Gasser zum Ritter des Kaiserlichen GUADALUPE-ORDENS und laut Aufzeichnung des Künstlers zufolge wurden DIESELBEN STATUEN auch noch für den Kaiser von Österreich gefertigt.
Endlich erfolgte der lang ersehnte Umschwung in seiner Laufbahn, der ihm Aufträge für monumentale Arbeiten im Bereich der profanen Skulptur brachte.
Die kurze Zeitspanne in der langen Tätigkeit Gassers, die Jahre von 1864 - 1868, stellten für den Künstler selbst die fruchtbarste Schaffensperiode dar.
Ebenfalls in das Jahr 1864 ist das GRABMAL FÜR FRANZ GRAF ZICHY im Dom von GYÖR datiert.
Der akademische Rat erteilte Josef Gasser den Auftrag zur Darstellung von RUDOLF DEM STIFTER - als eines der acht Standbilder für die Elisabethbrücke. Gasser stellte RUDOLF DEN STIFTER noch einmal, an der vom Gebäude her gesehenen Seite des Hochturmes des Wiener Rathauses, dar.
RUDOLF DER STIFTER
Weiters war der Künstler an der Ausschmückung der Fassade des neuen Palais Erzherzog Wilhelm beteiligt:
Als Arbeiten von Gasser gelten SECHS ORDENSHEROLDE ALS ATLANTEN am Kranzgesims und SECHS STANDBILDER BERÜHMTER HOCHMEISTER.
STANDBILDER BERÜHMTER HOCHMEISTER
Der Künstler selbst führte als sein Werk nur die Statuen der Ordensmeister an. In einem eigenhändigen Verzeichnis vom 22. November 1866 zählte der Bildhauer folgende Arbeiten auf:
SECHS STANDBILDER von 7 œ Fuß Höhe, vorstellend die hervorragendsten MEISTER DES DEUTSCHEN RITTERORDENS, als:
HEINRICH WALPOT VON BASSENHEIM 1200 +
HERMAN VON SALZA 1239 +
ULRICH VON JUNGINGEN 1410 +
WALTER VON KRONBERG 1543 +
ERZHERZOG MAXIMILIAN DER I. 1418 +
ERZHERZOG MAXIMILIAN VON ESTE 1863 +
MEISTER DES DEUTSCHEN RITTERORDENS
Ein weiterer Auftrag des Erzhauses beschäftigte Gasser 1866; in dem erwähnten Verzeichnis gab der Künstler SECHS STANDBILDER (8 œ Fuß hoch ) für den Palast Erzherzogs Ludwig Viktor an:
FELDMARSCHALL PRINZ EUGEN VON SAVOIEN
PRINZ VON LOTHRINGEN /: CARL DER VII:/
GUIDO GRAF VON STARHEMBERG
GRAF VON SALM, GENERALISSIMUS
MINISTER KAUNITZ
ARCHITEKT FISCHER VON ERLACH
Weiters auch eine Gruppe von ZWEI FIGUREN VON KOLOSSALER GRÖßE (8 œ Fuß), vorstellend ZWEI SCHILDTRÄGERINNEN, ebenfalls in weißem Kalkstein.
Die sechs Standbilder befinden sich an der Fassade zum Schwarzenbergplatz, die zwei Schildträgerinnen an der Rückseite.
Der Künstler schaffte auch in diesen Jahren der profanen Tätigkeit für den sakralen Bereich; von Gasser 1866/67 datiert eine MADONNA ALS HIMMELSKÖNIGIN IN DER ENGELSGLORIE am Hochaltar der Dominikanerkirche in Sopron - Ungarn.
Die Fertigstellung, zu der Darstellung der SIEBEN FREIEN KÜNSTE (6 Fuß hoch in Marmor) in der Hauptstiege der Wiener Oper, erfolgte 1869:
BAUKUNST, MALERKUNST,
BILDHAUERKUNST, REDEKUNST,
DICHTKUNST, TONKUNST, TANZKUNST .
Die sieben Freien Künste, Wiener Oper 1869
Im Weiteren wurde dem Bildhauer auch der Auftrag, EINE MARMORBÜSTE DES KAISER FRANZ JOSEPH für die Ausstellung im Pariser Hotel de Ville zu fertigen, anvertraut. Im Museum der Stadt Lienz befindet sich EINE 74 CM HOHE MARMORBÜSTE von Franz Joseph, datiert 1869. Es ist anzunehmen, daß es ich bei der Lienzer Büste um die für Paris bestellte Arbeit handelt.
1870 schuf der Künstler die DREI STANDBILDER, die er im Auftrag des Kaisers für das Arsenal - Feldherrenhalle im Erdgeschoss - auszuführen hatte:.
Die drei Standbilder von KAISER MAXIMILIAN I.,
HERZOG FRIEDRICH II. DEM STREITBAREN und HERZOG LEOPOLD I.;
6 œ Fuß hoch, in Marmor.
Nach Aufzeichnungen des Bildhauers und laut Inschrift bestätigt, war die Statue LEOPOLDS DES GLORREICHEN ein Auftrag des Erzherzogs Leopold.
Auftrag des Kaisers
Die Tätigkeit Gassers als Profanplastiker konzentrierte sich im wesentlichen auf einen kurzen Zeitabschnitt von vier Jahren. In dieser Zeit entstanden die Werke, von denen der Künstler hoffte, dass sie ihm bleibende Anerkennung im Wiener Kunstleben sichern würden. Die Würdigung durch das Erzhaus, die Aufträge belegen, sprach sich 1869 in der ERNENNUNG GASSERS ZUM RITTER DES FRANZ-JOSEF-ORDENS aus.