Letzten Jahre
Letzte Jahre eines Bildhauers
Die Arbeiten für die Votivkirche beschäftigen Gasser bis zum Ende der siebziger Jahre. In Anerkennung seiner Leistungen wurde Josef Gasser 1879 in den RITTERSTAND erhoben, MIT DEM PRÄDIKAT "VALHORN", bezugnehmend auf den Ortsteil von Prägraten, in dem Gasser geboren wurde.
Der Bildhauer war noch 15 Jahre lang in Wien tätig, und er arbeitete gemäß seinem Bestreben an zahlreichen Projekten im profanen Bereich; sein Name erschien im Zusammenhang mit der plastischen Ausschmückung aller großen Staatsbauten an der Ringstrasse.
Er wurde beschäftigt am Rathaus, am Burgtheater, am Parlament, am Kunsthistorischen
Museum und an der Universität. Doch es wurde in diesem Rahmen kein bedeutender Auftrag mehr an Josef Gasser vergeben.
Anfang der achtziger Jahre übernahm Josef Gasser die Ausführung von FÜNF STATUEN und DREI RELIEFS in Kalkstein sowie NEUN BRONZE-STATUEN für den Hochaltar der Wiener Schottenkirche.
Es handelt sich hierbei um die VIER EVANGELISTEN und um ANBETENDE und MUSIZIERENDE ENGEL für Retabel und Tabernakel nach Modellen von Gasser,
die tabernakelbekrönende Figur des AUFERSTANDENEN, TABERNAKELKRUZIFIX,
die Heiligen HEINRICH UND LEOPOLD, DREI BEKRÖNENDE ENGELSSTATUEN
und die drei RELIEFTONDI.
Auf dem Gebiet der profanen Kunst arbeitete Gasser an zwei Gruppen für das Hofburgtheater, darstellend PROMETHEUS und GENOVEVA - 1883 und im Weiteren für das Reichsratgebäude zwei RELIEFS FELDKIRCH und ZADAR - 1885.
Vermutlich etwa zur gleichen Zeit wie die Reliefs für das Parlament, entstanden für Wien noch die Statuen HERODOT und ARISTARCH an der Universität.
Sowohl im profanen als auch im sakralen Bereich entstanden nun auch Arbeiten für Tirol.
In der Stadt Lienz erfolgte die Aufstellung der MARIENSÄULE am dortigen Johannesplatz nach Gassers Plänen.
Am 23. Mai 1884 wurde er zum Mitglied des Ferdinandeums in Innsbruck ernannt.
Um 1885 arbeitete der Bildhauer für die Innsbrucker Ursulinenkirche.
Die Hauptfigur des Hochaltars, MARIA MIT DEM SEGNENDEN JESUKIND und die zwei schönen Reliefs KRIPPE und ÖLBERG sind laut Aufzeichnungen Werke Josef Gassers.
Die Ursulinenkirche wurde 1945 schwer beschädigt; erhalten blieben die Seitenaltäre, Mensa und Tabernakel sowie die Marienstatue des Hochaltars. Die Arbeiten sind nach der alten Aufnahme nicht mehr eindeutig Gasser zuzuschreiben.
Die Maria mit dem Kinde, die nach der Wiederherstellung der Kirche restauriert wurde, befindet sich seit dem Umzug des Konventes 1979 nunmehr im Krankentrakt des neuen Klosters.
letzte Jahre
Josef Gasser starb am 28. Oktober 1900
Für den Stephansdom schaffte der Bildhauer EINIGE STATUEN zum Herz-Jesu- oder Marienaltar für den Frauenchor (1888): im Aufsatz CHRISTUS ALS SALVATOR und die Heiligen MARGARETA ALLA COQUE und THERESIA.
Nach der Aufstellung des Wiener Neustädter Altares wurde das besprochene Werk 1940 der Pfarrkirche Neu-Simmering überlassen, von wo es 1958 in zerlegtem Zustand an die Dombauhütte zurückgestellt wurde. Seine Teile wurden bei der Restaurierung des Dominneren wiederverwendet.
Gasser arbeitete gegen Ende seiner künstlerischen Tätigkeit noch an einem anderen Grabdenkmal, das GRABDENKMAL FÜR BISCHOF FRANZ JOSEF RUDIGIER im Neuen Dom in Linz .
Einer der letzten großen Aufträge erreichte den Künstler in Tirol:
die Darstellung TYROLIA ZWISCHEN WISSENSCHAFT UND KUNST als Bekrönungsgruppe des Innsbrucker Ferdinandeums, 1889.
Es verwischen sich von nun an die Spuren vom Leben und Wirken Gassers. Sein Leben gleicht einem Stern, der leuchtend emporsteigt und - wieder verschwindet, um dann wieder aufs Neue aufzuleuchten und - um wieder unterzugehen. Den höchsten Glanz erreichte sein Lebensstern bei der Vollendung der Werke der Votivkirche. Und nun verschwindet sein Ruhmesglanz fast vollständig.
Die letzten Jahre in Wien verbrachte der Bildhauer in Vergessenheit und zunehmender Armut. Es ist erschütternd, zu lesen, wie er im Jahre 1895, als fast 80-jähriger Mann, gezwungen war, einen flehenden Hilferuf an das Präsidium des Magistrates in Wien zu richten, man möge ihm doch, in Hinblick auf seine großen Verdienste, eine Unterstützung gewähren, damit er wenigstens das Notwendigste für seinen Lebensunterhalt bestreiten könne. Es wurden ihm 200 Gulden bewilligt.
Gasser verließ Wien 1896 und kehrte nach Prägraten zurück, wo er zurückgezogen lebte und auch keine größere Arbeit mehr annahm. Das Gasser-Gut auf Wallhorn wurde noch zu seinen Lebzeiten versteigert, und Josef Gasser starb am 28. Oktober 1900 im Gasthof Steiner in Prägraten